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Die Suche nach dem eigenen Weg – Theatertour

Richard Betz freut sich über die Anwesenheit von Zimmerern aus der örtlichen Zimmerer-Innung während seiner Aufführungen. An die Grund- und Mittelschule im oberfränkischen Mainleus kam Günther Stenglein, Obermeister der Zimmerer-Innung Kulmbach.

Richard Betz ist Zimmerer mit eigenem Betrieb, abgeschlossenem Architekturstudium und seit 2016 auf Theatertour an Bayerns Schulen unterwegs – organisiert vom Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks (LIV). Seitdem hat sich viel getan. Zum einen präsentiert der gebürtige Unterfranke bereits sein zweites Stück, zum anderen hat sich aber auch die Organisation und Gestaltung der Tour stark verändert.

 Der Erfolg seines ersten Stücks „Mit Herz und Hand“ hat Richard Betz ermutigt, nun ein neues Stück zu schreiben und aufzuführen. „Hand und Werk“ heißt das Ergebnis, das der Zimmerer im Jahr 2023 schon auf acht Wochen verteilt an allgemeinbildenden Bayerischen Schulen aufgeführt hat. Auch für das Jahr 2024 sind wieder mindestens sechs Wochen geplant, an denen er für uns durch Bayern tourt.

Trotz der vielen Wiederholungen kommt dabei keine Langeweile auf, denn „jede Aufführung ist anders“, wie Betz begeistert erzählt. Auf der Bühne zu stehen macht ihm Spaß und was ihm besonders wichtig ist: Er hat eine Mission: Betz will die SchülerInnen ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen – das ist die Kernbotschaft seines Theaterstücks. Der Untertitel „oder, wie finde ich meinen eigenen Weg im Leben?“ ist Programm. In dem von ihm selbst verfassten Theaterstück erzählt Betz seinen eigenen Lebensweg. Ausgangspunkt ist die Frage, die ihm sein Azubi auf dem Weg zur Arbeit gestellt hat: „Was ist für dich der Sinn des Lebens?“ Und so erzählt der Zimmerer die authentische Geschichte, was ihn zum Zimmerhandwerk führte. Vor der Frage, was sie nach der Schule in ihrem Leben machen wollen, stehen ja alle Schüler irgendwann.

Das Ein-Mann-Stück regt deshalb bei vielen SchülerInnen einen Denkprozess an. Ihr Blick reicht nun nicht mehr nur bis zum nächsten Zeugnis oder Schulabschluss, sondern weit darüber hinaus. Ihr gesamter Lebensweg steht plötzlich im Fokus. Die Geschichte von Richard Betz macht deutlich, dass es bei der Berufswahl um sehr viel mehr als ums Geldverdienen geht.

Darüber hinaus vermittelte Betz den SchülerInnen noch eine weitere wichtige Botschaft: „Wenn wir eine schönere, bessere, klimaneutralere Welt wollen, muss sie auch jemand bauen. Nur vom Plakate hochhalten entsteht diese Welt nicht.“

Und diese Botschaft kommt an – einige SchülerInnen haben direkt die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zu den anwesenden Zimmerern vor Ort genutzt. Manche haben sogar gleich ein Praktikum vereinbart. Für Betz ist es deshalb ganz wichtig, dass Vertreter der Zimmerer-Innung, am besten in ihrer Kluft, zu seiner Aufführung kommen: „Mein Theaterstück ist sozusagen ein Türöffner für die regionalen Zimmerer. Dadurch wird unser Handwerk bei den Schülern wie auch Lehrerenden präsent. Unsere Gemeinschaft wird sichtbar und es können persönliche Kontakte geknüpft werden.“

Richard Betz freut sich über die positive Resonanz zu „Hand und Werk“. „Die Reaktionen hauen mich um!“, gesteht der Autor und Protagonist. „Hier wird Handwerk und die Menschen, die es konkret ausüben, für die Zuhörer greifbar und begreifbar. Da stehen Menschen aus Fleisch und Blut vor ihnen. Keine Influencer in Videos oder Streams.“

Dass es dazu gekommen ist, war so nicht absehbar. „Zu Beginn 2016 war es schwierig, mit dem Theaterstück an die Schulen zu kommen. Sie werden mit diversen Anfragen für Lesungen, Sondervorführung von Kinofilmen oder Ähnlichem geradezu bombardiert. „Damals kam ich mit meinen Anrufen oft nicht mal über die Sekretärin hinaus und wurde mit Rückrufen vertröstet, die dann natürlich nicht erfolgten. Nach den ersten Aufführungen hat sich das ungewöhnliche Konzept aber immer mehr herumgesprochen und es ist mit jedem Jahr einfacher geworden“, berichtet Martin Paul Gorchs, Referent für Aus- und Fortbildung im LIV und seit Beginn 2016 Organisator der Theatertour in Bayern. „Heute bewerben sich einzelne Schulen schon bei mir, oder fragen nach, ob wir im nächsten Jahr wiederkommen werden“, so Gorchs weiter.

Im Jahr 2016 fanden 13 Aufführungen an 10 verschiedenen Schulen statt – 2023 waren es 45 und 2024 sind es mindestens 35 Aufführungen. Beworben hatten sich sogar rund 50 Schulen. „Da wir nur 35 Aufführungen umsetzen können, musste ich eine Auswahl treffen und einigen Schulen absagen. Da kamen dann direkt Bitten, diese Schulen doch direkt beim Nächsten Mal zu berücksichtigen.“

Das zeigt deutlich, welchen Stellenwert die Theatertour mittlerweile hat. Richard Betz fasst es perfekt zusammen: „So ein Theaterstück hat halt keiner. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal.“ Wir freuen uns auf die Theatertour 2024!

Begeisterte Schüler an der Mittelschule Absberg-Haundorf (Mittelfranken) gemeinsam mit Richard Betz.

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