"Frischer Wind schadet nie"
Linus Weyer ist in der Arbeitsvorbereitung und Geschäftsführung bei Weyer Holzbau GmbH tätig. Der Familienbetrieb wird mittlerweile in der siebten Generation von Stefan Weyer geführt, seine Kinder Linus und Eva sind feste Bestandteile in dem Holzbauunternehmen, das rund 25 Mitarbeiter beschäftigt. Wir haben mit Linus Weyer darüber gesprochen, inwiefern er von unserer Verbandsarbeit profitiert und was er sich für die Zukunft wünscht.
Herr Weyer, im Rahmen des Verbandstags in Erlangen haben Sie sich die LIV-App heruntergeladen. Nutzen Sie die App regelmäßig und wie ist ihr Feedback?
Ich nutze sie regelmäßig und finde vor allem die Funktion der Push-Nachrichten super. Dadurch bekomme ich immer sofort mit, wenn es relevante News gibt, wie zum Beispiel bei den Tarifverhandlungen. Wenn ich zwischendurch mal Wartezeiten habe, nutze ich die Gelegenheit, um mir die Inhalte dann genauer anzuschauen. Besonders bequem finde ich, dass ich mich hierfür nicht mehr jedes Mal auf der Verbandsseite anmelden muss. Ich lese die Artikel immer direkt auf meinem Handy, was wohl aber auch typisch für meine Generation ist.
Zum Thema Digitalisierung gab es auf dem Verbandstag u.a. eine Sonderschau – haben Sie das Angebot genutzt und etwas Neues für Ihren Betrieb mitgenommen?
Ich habe mir die Stände sehr genau angeschaut. Auf Messen ist es allerdings nach meinem Empfinden leider oft so, dass die Firmenvertreter vor allem die Aspekte präsentieren, welche besonders gut funktionieren und unliebsame Probleme gern unter den Tisch fallen lassen. Trotzdem habe ich viele interessante Lösungen gesehen.
Etwas völlig Neues war für unseren Betrieb leider nicht dabei, aber ich denke, dass wir in Sachen Digitalisierung auch schon auf einem guten Weg sind. Betriebe, die noch am Anfang
ihrer digitalen Reise stehen, konnten sicherlich einige wertvolle Impulse aus der Sonderschau mitnehmen. Natürlich gibt es aber auch bei uns immer noch viel zu lernen und zu verbessern. Besonders schätze ich hier allerdings den Austausch mit anderen Zimmererkollegen über konkrete Produkte, Herausforderungen oder Schwierigkeiten. Aus meiner Sicht macht auch gerade dieser Austausch die Gemeinschaft der Holzbaujunioren so wertvoll – hier können wir viel voneinander lernen und uns gegenseitig unterstützen.
Welche Inhalte der Holzbaujunioren haben Sie schon besucht und wovon profitieren Sie dabei am meisten?
Ich war 2017 das erste Mal dabei, da stand eine Betriebsbesichtigung auf dem Programm und die finde ich immer unabhängig von der Betriebsgröße oder -ausstattung richtig gut. Alles, was ich bei anderen Firmen sehe, beschäftigt mich im Nachgang und ich ziehe daraus Schlüsse für uns. Manchmal sehe ich da auch Dinge, die für unsere Firmengröße und Ausrichtung unvorstellbar sind. Trotzdem macht man sich Gedanken und hinterfragt den eigenen Betrieb und die eigene Arbeitsweise. Jeder Betrieb ist anders und dadurch ist jede Betriebsbesichtigung spannend. Ich war jetzt schon bei fünf verschiedenen Betrieben und habe da viel für mich und unsere Firma gelernt.
Die inhaltlichen Vorträge finde ich auch sehr gut, wobei ich mir hier eine etwas engere Taktung und größere thematische Vielfalt wünschen würde, auch sollten Wiederholungen möglichst vermieden werden. Die meisten Holzbaujunioren beschäftigen oft ähnliche Themen, die teilweise andere sind als die der erfahrenen Kollegen. Zum Beispiel haben wir meist einen anderen Zugang zur Digitalisierung. Wir sind damit aufgewachsen und haben alle einen ähnlichen Wissensstand. Dadurch können wir bei solchen Themen oft auf einem anderen Niveau starten, als wenn ältere, noch in analogen Prozessen denkende, Kollegen dabei sind. Das ermöglicht einen sehr spezifischen Austausch, den ich sehr schätze. Ich fände es großartig, wenn diese Kommunikation ein fester Bestandteil im Programm der Holzbaujunioren wird.
Es wäre auch klasse, wenn die Fachvorträge der Holzbaujunioren um weitere „junge Themen“ ergänzt würden. Auch Workshops oder geführte Diskussionen, die ergebnisoffen sind, könnten sinnvoll sein. Letztes Jahr nahm ich zum Beispiel beim ersten Barcamp von Holzbau Deutschland in Kassel teil und fand es richtig gut. So ein Format könnte ich mir auch sehr gut für uns bayerische Holzbaujunioren vorstellen.
Das Barcamp wurde 2023 zum ersten Mal veranstaltet und stieß durchgehend auf positive Resonanz, weshalb es in diesem Jahr eine Neuauflage geben wird. Weshalb lohnt sich die Teilnahme und inwiefern wünschen Sie sich ein ähnliches Format bei den Holzbaujunioren?
Bei dem letzten Barcamp in Kassel wurden im Plenum verschiedene Themen vorgeschlagen, die dann in kleineren Arbeitskreisen diskutiert wurden. Das ging von normativen Fragestellungen aus dem Holzbau über Social Media bis hin zu Fachkräften und Mediation auf der Baustelle. Diese Diskussionen haben mich selbst im Nachgang noch stark beschäftigt, und deshalb habe ich mich auch bereits für die diesjährige Veranstaltung angemeldet. Bei dem Treffen der Holzbaujunioren im Juni wurde im Austausch deutlich, dass viele doch vor ähnlichen Herausforderungen stehen und gerne gemeinsam nach Lösungen suchen würden. Ich glaube, einige wären froh, wenn da ein intensiver Meinungstausch auch in unserem Verbandsrahmen stattfinden könnte. Die Bereitschaft zu offenem und ehrlichem Meinungsaustausch ist wie bereits erwähnt, unter den Junioren sehr hoch.
Dabei könnten dann eben auch andere Themen behandelt werden. Alles was mit Automatisierung und Digitalisierung, KI-Integration, Prozessdefinition und -optimierung, Mitarbeiterbindung und Personalrecruting sowie Social Media zu tun hat, fände ich bei den Junioren gut aufgehoben. Diese Bereiche haben in den letzten Jahren große Veränderungen erlebt, was aber für alle eine Chance darstellen kann!
Ich bin der Meinung, dass die Holzbaujunioren ein entscheidender Hebel sind, wenn der Verband moderne Themen wie Digitalisierung, innovative Geschäftsmodelle oder Mitarbeiterbindung in die Mitgliedsbetriebe tragen möchte. Aus meiner Sicht wäre es für alle Verbandsmitglieder von Vorteil, wenn das Potenzial dieser Veranstaltungsreihe
noch intensiver genutzt und gefördert würde. Ich denke, frischer Wind schadet nie – das gilt wohl auch für jeden Zimmererbetrieb.
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