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Hochschule Augsburg: Tagung über Raummodule
Raummodule bedeuten: ein bislang ungewohnt hoher Vorfertigungsgrad, der sowohl für Architekten als auch für Holzbaubetriebe eine Herausforderung darstellt. Der Zeitanteil für die Holzbauarbeiten in der Werkhalle steigt deutlich an, gleichzeitig sinkt der Zeitanteil für die Montage auf den Baustellen deutlich.
Für Zimmerer mit Familie ist das angenehm, weil sie weniger unterwegs und mehr zuhause sind. Allerdings muss betont werden: Raummodule stellen nur eine schmale Marktnische dar – und das wird auch so bleiben.
Höhere Kosten, kürzere Bauzeiten
Sinnvoll sind Raummodule vor allem dann, wenn es auf den Baustellen schnell gehen muss, also aus bestimmten Gründen nur ein knappes Zeitfenster zur Verfügung steht. Das ist zum Beispiel bei Schulen der Fall, bei denen Erweiterungen in den Ferien stattfinden müssen, um den Unterricht nicht zu stören. Oder bei Hotels, die Bauarbeiten zwischen der Winter- und der Sommersaison durchführen lassen, wenn wenig Gäste übernachten oder Betriebsferien sind.
Wenn dem Bauherrn eine kurze Bauzeit besonders wichtig ist, dann nimmt er die Mehrkosten, die der höhere Materialaufwand – doppelte Wände, doppelte Decken, Aussteifung, Transportierbarkeit – mit sich bringt, gerne in Kauf. Allzu hoch sind diese allerdings nicht, denn der Mehraufwand fürs Material lässt sich durch eine hohe Effizienz bei der seriellen Fertigung zum Teil wieder kompensieren.
Große Werkhallen mit viel Lagerfläche
Damit die Fertigung von Raummodulen effizient erfolgt, muss sich ein Holzbauunternehmen tief in diese Aufgabe einarbeiten, die Abläufe optimieren und sie regelmäßig durchführen. In seiner Werkhalle muss ausreichend Platz vorhanden sein – für eine fließbandähnliche Fertigung, für Lagerung des dafür notwendigen Holzes, vor allem aber für die Lagerung der Raummodule, die ja größtenteils aus „Luft“ bestehen.
Der Vorarlberger Holzbauunternehmer Matthias Kaufmann berichtete, dass er in seiner Werkhalle pro Tag drei Module herstellen, aber auf den Baustellen pro Tag 20 Module montieren kann. Deshalb wird vor Beginn der Baustellenarbeiten erst einmal eine große Menge hergestellt und muss wettergeschützt in der Halle zwischengelagert werden. Ein Drittel seiner Manntage widmet er inzwischen der Herstellung und Montage von Raummodulen, zwei Drittel aber weiterhin klassischen Zimmerer- und Tischlerarbeiten.
Extreme kurze Planungszeit durch BIM
Wie BIM die Planung und Fertigung von Raummodulen erleichtert, zeigte Thomas Wehrle, Vize-Direktor eines großen Schweizer Holzbauunternehmens: Er hat ein Raummodul entwickelt und konstruktiv durchgearbeitet, geht mit dem 3D-Modell zum Architekten, passt mit ihm die Maße an, löscht Nichtgewünschtes raus, hat dann sofort einen fertigen Werkplan und kann theoretisch gleich mit dem Abbund beginnen. So dauert nicht nur die Fertigungs- und Montagezeit sehr kurz, sondern auch die Planungszeit.