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Innungsbetrieb baut japanisches Holzkunstwerk an der Isar
Der Entwurf des Holzkunstwerks „Bridge Sprout“ (dt. Brückenspross) stammt aus dem japanischen Architekturbüro Bow-Wow. Auftraggeber war die Stadt München. Die Umsetzung erfolgte durch den Betrieb Holzbau Schmid e.K. (Zimmerer-Innung Traunstein/Berchtesgadener Land).
Und seit Ende Juli ragt der hölzerne Brückenkopf nun über die Isar in München, in Sichtweite ist der Friedensengel und gegenüber liegt die Schwindinsel. Auf einer Infotafel des Kulturreferats steht: „Der Brückenkopf erreicht das Ufer der Schwindinsel nicht, sondern bricht jäh auf halber Höhe ab“, und weiter: „Das Projekt versteht sich auch im japanischen Sinne als eine Verbeugung vor der Natur.“
Schmid realisierte bereits ein fahrbares japanisches Teehaus aus Holz
Bereits zum 2. Mal arbeitete Zimmermeister und Diplom-Ingenieur Dieter Schmid mit einem japanischen Architekturbüro zusammen. „Vor rund acht Jahren haben wir schon mal ein fahrbares japanisches Teehaus aus Holz für das Museum Villa Stuck in München gebaut, damals mit dem japanischen Architekten und Hochschulprofessor Terunobu Fujimori.“ Nun entstand der Kontakt nach Ostasien erneut – über den Münchner Architekten Hannes Rössler.
Schmid erzählt: „Im Januar dieses Jahres haben wir uns mit der japanischen Architektin Momoya Kaijima und dem Statiker Dr. Zoran Novacki vom Ingenieurbüro CES München im Architekturbüro Hannes Rössler in München getroffen."
Dieses Erstgespräch zur „Bridge Sprout“ war eine Herausforderung, denn es war komplett auf Englisch: „Zuvor hatte ich schon Fachbegriffe, wie Rundholz, Aussteifung und Schlitzblech, im Wörterbuch nachgeschlagen“, lacht Schmid.
Auf Grundlage des Entwurfs von Bow-Wow erstellte das Architekturbüro Rössler die Genehmigungsplanung. Diese und die statischen Dimensionierungen der Hölzer und deren Verbindungen waren die Grundlage für die 3D-Konstruktionsplanung, die Holzbau Schmid erstellte. Und dann galt es wieder mehrere Herausforderungen zu meistern.
"Davor mussten wir uns die Fahrstrecke gut überlegen"
Zum Beispiel: „Der Abbund der Rundhölzer auf der CNC-Abbundanlage der Zimmerei Gröbmayr aus Glonn war nicht einfach, weil mit der Maschine üblicherweise nur rechteckige und quadratische Holzquerschnitte bearbeitet werden."
Und: "Die vielen Schlitzblech- und Stabdübelverbindungen mussten exakt mit den vorgefertigten Stahlteilen zusammenpassen. Deshalb musste wahnsinnig aufgepasst werden, dass sich die Balken während der Bearbeitung auf der Maschine nicht drehen.“
Schließlich wurde das massive Kunstwerk in Trostberg komplett vormontiert und musste dann nach München transportiert werden, über rund 100 Kilometer! Schmid erzählt: „Davor mussten wir uns die Fahrstrecke gut überlegen, damit wir kein Problem mit den Durchfahrtshöhen bekommen und keine engen Kurven fahren müssen.“
"Der Standort ist ja wirklich spektakulär – zwischen Isar und Friedensengel"
Um das Kunstwerk entladen und versetzen zu können, wurde die benachbarte Widenmayerstraße nachts gesperrt: „Dann hatten wir zwischen 22 und sechs Uhr Zeit. Danach waren wir alle froh dass der Transport und die Montage so gut geklappt hat. Und der Statiker behielt auch Recht, denn: alles hält.“
Das freut nicht nur Dieter Schmid: „Das Kunstwerk war wirklich eine fachliche Herausforderung! Und wie ich gehört habe, wird die Brücke allgemein sehr gut angenommen und viel besucht. Der Standort ist ja wirklich spektakulär – zwischen Isar und Friedensengel.“