Konjunktur klimafreundlich ankurbeln
Mit so viel Rückenwind hätte der stellvertretende Obermeister der Zimmerer-Innung Lindau Volker Heinrich nicht gerechnet. Vor kurzem hat er kritisiert, dass die Autoindustrie staatliche Kauprämien fordert. In den sozialen Medien bekam er dafür viel Zuspruch.
In Zukunft will er sich als Gemeinderat in Weißensberg für klimafreundliche Konjunkturmaßnahmen einsetzen.
Allein auf Facebook haben 18 000 Nutzer Heinrichs Kritik gelesen
Einerseits schüttet die Autoindustrie Dividenden aus, andererseits fordert sie Staatshilfen – dagegen hat sich Zimmermeister Heinrich vehement gewehrt. Darüber hat der Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererverbandes auf dessen Website und denen der 56 Innungen und Fachgruppen berichtet.
Außerdem hat der LIV Heinrichs Kritik auf dem Facebook- und Instagramkanal „Bayerischer Zimmererverband“ veröffentlicht. Auch die Facebook-Plattform „Zimmerer-Treffpunkt“ hat den Beitrag geteilt. Dadurch wurden allein auf Facebook rund 18 000 Menschen erreicht.
"Die Autoindustrie könnte aus eigener Kraft sehr viel selbst richten"
Volker Heinrich erzählt: „Das hat mich richtig gefreut. Weil ich gemerkt habe, dass ich nicht der Einzige bin, der die Autoindustrie kritisch sieht.“ Von den Facebook-Nutzern bekam er viel Zuspruch, einer kommentierte etwa: „Wird auch Zeit, dass das mal einer offen ausspricht. Die Autoindustrie könnte aus eigener Kraft sehr viel selbst richten“
Ein weiterer User schrieb: „Herr Heinrich hat nicht nur vollkommen recht und sich in seinem Frust ganz bestimmt noch harmlos ausgedrückt.“ Außerdem monierte ein Facebook-Mitglied die Manipulationen in der Autoindustrie, die zu den Dieselskandalen führten und antwortete einem anderen Kommentator „Sie verwenden auch keine Sparren, die in der Mitte verfault sind und von außen super aussehen.“
Zwar sind die Kaufprämien für Verbrennungsmotoren mittlerweile vom Tisch. Doch die Bundesregierung will die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge verdoppeln.
Das ärgert Volker Heinrich: „E-Autos sind auch nur eine Übergangstechnologie. Es gibt zum Beispiel große Probleme damit, die Rohstoffe dafür zu besorgen. Außerdem haben wir zu wenige Ladestationen. Für mich ist Wasserstoff die Zukunft“.
Heinrich will ökologisch sinnvolle Konjunkturmaßnahmen anstoßen
Zeitnah will er als Gemeinderat Projekte durchsetzen, welche nicht nur die Konjunktur ankurbeln, sondern auch ökologisch sinnvoll sind: Das könnte etwa der neue Kindergarten, das Seniorenwohnheim oder die Schule in Holzbauweise sein. Dadurch wird einerseits das Klima geschont und Handwerksbetriebe bekommen weitere Aufträge in der Corona-Lage.
Ein Vorteil am Rande: Mit dem Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung werden die Investitionspläne für Sportstätten und Kindertagesstätten aufgestockt– zwei Bauaufgaben, bei denen der Holzbau seit langem sehr beliebt ist.
In Heinrichs Heimatort Weißensberg gibt es auch schon einen Hoffnungsschimmer: „Bei einem seniorengerechten Wohnheim im Ort werden wir viel Holz verwenden.“
Idee für den Gemeinderat: Holzbau-Projekt in der Nachbarschaft besichtigen
Zudem wird er die Broschüre „Holzbau for Future“ an seine Gemeinderatskollegen verteilen. Darin finden sich kommunale Gebäude aus ganz Bayern, die in Holzbauweise errichtet worden sind.
Auch in der Umgebung könnte der Gemeinderat ein Holzbau-Vorzeigeprojekt besichtigen. Denn dadurch entstehen oft konkrete Ideen für die eigene Gemeinde.