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„Ohne das BGJ gäbe es wohl mehr Ausbildungsabbrecher“
Aktuell ist an der Berufsschule Bayreuth coronabedingt Homeschooling angesagt, die Azubis sitzen also zuhause vor dem PC und werden unterrichtet. Oberstudienrat Daniel Redwitz erklärt im Interview, wie das läuft und, warum das Berufsgrundschuljahr (BGJ) so wichtig ist.
An vielen Schulen ist Homeschooling angesagt. Wie sah der Unterricht für die BGJ-Schüler an der Berufsschule Bayreuth in den vergangenen Wochen aus?
Daniel Redwitz: Der Unterricht fand überwiegend in Präsenz statt. Nachdem einige Kollegen in Quarantäne mussten, wurde der Unterricht umgestellt. Theoretische Inhalte wurden online über Microsoft Teams vermittelt. Der praktische Unterricht fand weiterhin in Präsenz statt, denn dabei ist die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Momentan findet der komplette Unterricht online statt.
Welche Vor- und Nachteile sehen Sie im Online-Unterricht?
Dazu haben unsere Schüler einen Online-Fragebogen ausgefüllt. Bei den Nachteilen nannten sie etwa, dass schwache Schüler beim Online-Unterricht nicht so stark gefördert werden oder praktische Inhalte nur schwer vermittelt werden können.
Aber es wurden auch Vorteile genannt - einige Aussagen der Schüler dazu: „Die vermittelten Inhalte wurden von allen Lehrern so angepasst, dass der Unterricht gut online stattfinden konnte“, „Man kann sich besser konzentrieren als in der Schule“ oder „Man kommt besser voran“.
Rund drei BGJ-Monate haben die Azubis schon hinter sich. Wie fit sind sie mit ihrem praktischen Können?
Die Schüler wurden in den grundlegenden Fähigkeiten geschult, hierzu stellten sie traditionelle Holzverbindungen her. Mittlerweile begann die Klasse mit den ersten Abbundarbeiten für das Herstellen einer Fachwerkwand. Eigentlich wollten meine Kollegen jetzt mit dem Umgang von Handmaschinen und stationären Maschinen beginnen, aber dies ist im Online-Unterricht nicht umsetzbar.
Das Berufsgrundschuljahr ist vieldiskutiert. Warum macht es Sinn?
Weil insbesondere schwächere Schüler fit gemacht werden für die weitere Zimmerer-Ausbildung. Im Gespräch mit unseren Schülern wird immer wieder betont, dass ein Besuch der Fachklassen ohne BGJ sehr schwer gewesen wäre. Vermutlich wäre die Anzahl der Ausbildungsabbrecher immens höher, gäbe es das BGJ nicht.
Insbesondere das Erlernen der praktischen Fähigkeiten, inklusive Maschinenkurs, wird von Seiten der Betriebe und den Schülern sehr geschätzt.
Und was fehlt den Azubis, wenn das BGJ wegfallen würde?
Einiges, unter anderem grundlegende Arbeitsweisen zur Ausübung praktischer Arbeiten, methodische Kompetenzen, wichtige Grundkenntnisse für die weitere Ausbildung, Zeit zum Erlernen der Vielzahl an Inhalten, „Schonraum“ für die weitere Ausbildung, Förderstunden, das Erlernen der Fachsprache, Zeit für Projekte zur Erlangung überfachlicher Kompetenzen (Werteerziehung, Nachhaltigkeit).
Und welche Projekte stehen in den kommenden BGJ-Monaten in Bayreuth an?
Es gibt zwei Projekte im Zuge der Bewerbung als Umweltschule: Zum einen die Errichtung eines Eingangsportals für den Naturgarten „Bunter Hügel“ und zum anderen eine Ausstellung zur Nachhaltigkeit des Baustoffs Holz.