In München einen Parkplatz für mehrere Stunden zu finden, ist eine Herausforderung. Aber was passiert, wenn am Marienplatz eine Wasserleitung durchbricht, im Uni-Viertel die Heizung des Mehrgeschossers ausfällt oder am Stachus ein Dach abgedeckt wird? Dann müssen Handwerker sofort zur Stelle sein und mit Transporter und Spezialwerkzeug am Einsatzort parken - mehr als schwierig.
Arbeiter schleppen schwere Maschinen und Material über mehrere hundert Meter
Für Handwerker ist die Parkplatzsituation in der Landeshauptstadt eine tägliche Herausforderung. Zum Teil müssen die Mitarbeiter ihre Akkuschrauber, Dachlatten und Sägen mehrere hundert Meter weit schleppen, die Chefs teure Knöllchen in Kauf nehmen oder im Vorhinein viel Bürokratie meistern. Und die Änderungen der Straßenverkehrsordnung (StVO) vom April 2020 haben die Situation noch verschärft!
In der neuen Straßenverkehrsordnung wurde unter anderem ein „pauschales Halteverbot auf Fahrradschutzstreifen“ festgelegt. Zuvor konnten Handwerksbetriebe ihre Spezialfahrzeuge mit Werkzeug noch in der Nähe des Einsatzortes abstellen, nämlich auf dem Fahrradschutzstreifen oder in zweiter Reihe. Mit dieser Regelung gilt das nicht mehr.
Deshalb wandten sich der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und die Bundesvereinigung Bauwirtschaft (BVB) an die Bundesminister Andreas Scheuer und Peter Altmaier, damit Betriebe der Bauwirtschaft ihren Einsatz ausführen können – ohne, dass sie mit Strafen wie massiven Bußgeldern und Führerscheinverlust rechnen müssen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sieht keinen Handlungsbedarf
Antwort des Bundesverkehrsministers Scheuer: Er sieht keine "Erfordernis einer generellen Ausnahme in der StVO, durch die für gewerbliche Lieferungen das Halten oder Parken in zweiter Reihe oder auf dem Schutzstreifen für den Radverkehr erlaubt wird.“
Und: "Die Erhöhungen der Geldbußen für Halt- und Parkverstöße - insbesondere mit gleichzeitiger Verwirklichung einer Behinderung, Gefährdung oder Sachbeschädigung - sollen als Signal an die Verkehrsteilnehmer dienen und diese ermahnen, die Verkehrsregeln zum Schutz anderer, insbesondere der Radfahrer, zu befolgen.“
Schwierig bleibt es trotzdem für Handwerker! Denn es dauert meist lange, bis Sondergenehmigungen für temporäre Baustellen eingeholt werden können, eine Vielzahl an Papieren ist dafür einzureichen und die Bearbeitungszeit durch die Stadtverwaltung ist dementsprechend lang.
Aktuelles Parksystem bietet keine Lösung für den Berufsalltag von Handwerkern
Als Alternative biete sich folgendes an: Eine Online-Plattform oder App, auf der sich registrierte Handwerker mit Passwort einloggen, ihren Einsatz anmelden und einen ausreichend großen Parkplatz buchen, den sie zum Beispiel für den Firmentransporter oder sogar Kran benötigen. Damit dieses System nicht missbraucht wird, könnte die städtische Parkplatzüberwachung diese Handwerker-Einsätze stichprobenartig prüfen.
Denn das aktuelle Parksystem in München bietet keine Lösung für den beruflichen Alltag von Handwerkern! Derzeit bleiben ihnen nur folgende Möglichkeiten: Einen teuren Strafzettel kassieren oder die schweren Maschinen und das Holz um den ganzen Block tragen, bevor etwa der Zimmerer ein Haus in der Stadt betreten kann.
Oder es braucht Transportgeräte wie Hubwagen und Sackkarre, die dann den Gehweg verstopfen und Eltern Kinderwagen nicht durchkommen. Andere Konsequenz: Handwerker sparen sich den Parkstress und die drohenden Knöllchen und reparieren in der Stadt einfach nichts mehr. Dann droht eben der Wasserschaden, die Wohnung bleibt frostig und der Wind braust durch das kaputte Dach.