Sturmsicherung steht auf dem BGJ-Lehrplan
Berufsschullehrer Alexander Sedlmaier kniet auf einem Miniaturdach aus Holz und hält einen Sparrennagel in die Kamera, sein Kollege Andreas Schillinger filmt ihn – so sieht Homeschooling für die BGJ-Zimmerer/Zimmerinnen an der Berufsschule Traunstein aus. Vor kurzem stand das Thema „Sturmsicherung am Dach“ auf dem Lehrplan.
Herr Sedlmaier, wie läuft das Homeschooling für die BGJ-Zimmerer/Zimmerinnen?
Alexander Sedlmaier: „Praktische Fertigkeiten online zu unterrichten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Denn nur wer selbst Hand anlegt, lernt diese Fähigkeiten. Deshalb steht bei unserem Homeschooling-Unterricht eher die Planung im Fokus - mit zeichnerischen und rechnerischen Inhalten. Die bisher geplanten Projekte werden später umgesetzt, wenn der Praxis-Unterricht in der Werkstatthalle wieder möglich ist“
Wie schwierig ist es, praktische Themen wie die Sturmsicherung auf dem Dach via Webcam zu erklären?
„Wir haben unseren Unterricht natürlich umgestellt, zum Beispiel auf Teamteaching. Das heißt: Ich unterrichte gemeinsam mit den beiden Fachlehrern Andreas Mihu und Andreas Schillinger und wir setzen beim Video-Unterricht eine Dokumentenkamera ein.
Meist bereiten wir einen Teil zur Veranschaulichung vor und zeigen eine Tätigkeit, zum Beispiel das Windsogsicherungen montieren. Dann besprechen wir mögliche Aufgaben und zum Schluss bekommen die Schüler eine Aufgabe zum selber lösen. Diese wird am nächsten Tag besprochen oder die Schüler senden uns Bilder ihrer Lösung, die wir korrigieren und dazu Feedback geben“
Eine Aufgabe könnte sein: Wie mache ich ein Dach sturmsicher – wie lautet die Musterlösung?
„Windsogsicherung bedeutet: Alle Firstreiter, Flächenziegel und Ortgangschindeln müssen so gesichert werden, dass kein Sturm einen Schaden anrichtet. Ebenso müssen die Sparren und Pfetten mit geeigneten Maßnahmen gesichert werden. Viele Dachplaner der unterschiedlichen Hersteller bieten bereits Apps an, mit denen man ein Dach planen kann (Eindeckung, Windsogsicherung und Schneesicherung)“
Zurück zum Distanzunterricht: Inwiefern fehlt Ihnen der persönliche Kontakt zu den BGJ-Schülern/-innen?
„Das Arbeiten und der Umgang mit unseren Schülern ist für uns das Wichtigste und kein noch so guter Onlineunterricht kann das ersetzen. Wir sind Handwerker und geben unser Wissen, inklusive den Stolz auf das Zimmererhandwerk, gerne an die Schüler weiter“
Christina Hartl (17) hat im vergangenen September eine Ausbildung zur Zimmerin begonnen und absolviert aktuell ihr Berufsgrundschuljahr an der Berufsschule Traunstein. Wir haben ein Kurzinterview mit ihr geführt.
Christina, seit wann weißt du, dass du Zimmerin werden möchtest?
Christina Hartl: „Ich war die letzten zwei Jahre immer in den Sommerferien im Betrieb meines Vaters und habe mitgeholfen. Dabei habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Holz richtig Spaß macht“
Was gefällt dir besonders an dem Beruf?
"Da gibt es viele Punkte: Als Zimmerin bin ich immer an der frischen Luft und in Bewegung, Kunden freuen sich über das gebaute Haus oder den Anbau und man kann sich später sein eigenes Haus bauen. Außerdem finde ich es schön, wenn man am Ende des Arbeitstages sieht, was man erreicht hat"
Hattest du Angst, als Frau auf der Baustelle nicht genügend Kraft zu haben?
"Nein, weil es Kran und Kranwagen gibt und Kollegen, die mir helfen können"