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Vier Jahrzehnte als Zimmerer-Fachlehrer
Sogar bei "Wetten, dass..." waren Adelbert Sohler und seine Zimmerer-Azubis dabei. Nach fast vier Jahrzehnten geht der Zimmerer-Fachlehrer am BTZ Memmingen demnächst in den Ruhestand. Im Interview erinnert er sich an die Holzbau-Wette für den guten Zweck und erzählt über sein vielseitiges Engagement.
Herr Sohler, nach fast vier Jahrzehnten am BTZ Memmingen ist am 30. Juli Ihr letzter Arbeitstag. Wenn Sie zurückschauen: Was war eines Ihrer Highlights?
Adelbert Sohler: Dazu gehört sicher unser Auftritt bei „Wetten, dass…“ 1993 in Hof. Damals haben 1000 Zimmerer-Lehrlinge aus ganz Deutschland in fünf Minuten 100 Holzhäuser aufgerichtet. Vom BTZ Memmingen waren damals zehn Azubis dabei und haben das Holzhaus sogar in dreieinhalb Minuten aufgebaut!
Stark…
Ja, mit der Wette sollte gezeigt werden, wie schnell der Holzbau ist. Die Häuser wurden anschließend mit einem BRK-Lastwagen ins ehemalige Jugoslawien gebracht, wo damals Krieg herrschte.
Ein tolles Projekt! Insgesamt sind Sie seit rund 36 Jahren Zimmerer-Fachlehrer. Was war Ihnen wichtig?
In dieser Zeit habe ich rund 3000 Azubis unterrichtet: Mit ihnen bleibt man jung und muss selbst versuchen, nicht altmodisch zu werden (lacht). Mir war immer wichtig, dass ich die Azubis schon mal ermahne, aber auch wieder lobe.
Worauf freuen Sie sich im Ruhestand und was werden Sie aus dem BTZ vermissen?
Was ich vermissen werde, weiß ich noch nicht. Aber ich habe mir erst einen Sportwagen gekauft und werde mit meiner Frau ein paar Pässe in Österreich abfahren. Außerdem freue ich mich auf die Zeit mit meinen vier Enkeln und, dass ich mich mehr um meine Hühner- und Taubenzucht kümmern kann.
Seit 30 Jahren sind Sie Vorsitzender des Geflügel- und Kaninchen-Züchtervereins Wang und wurden bereits zweimal süddeutscher und einmal deutscher Meister mit Ihrer Hühnerzucht. Wie kamen Sie dazu?
Das wurde mir quasi in die Wiege gelegt, ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und mache das schon in der vierten Generation, auch mein Enkel steigt jetzt mit ein. Für mich ist das Züchten eine Herausforderung, denn die Natur ist nicht kalkulierbar. Ich tausche mich immer wieder mit meinen Züchterkollegen aus, damit das Idealbild des Tieres herauskommt.
Da wird es nicht langweilig.
Nein, ich habe auch eine kleine Werkstatt und werde an den Häusern meiner drei Kinder immer gebraucht. Außerdem fahre ich gerne Fahrrad und Ski im schönen Allgäu. Wahrscheinlich werde ich auch im Ruhestand als Ausbilder am BTZ aushelfen, wenn zum Beispiel ein Lehrer krank wird.
Warum sind Sie eigentlich Zimmerer geworden?
Mein Traumberuf war eigentlich Elektriker. Aber mein Vater kannte einen Zimmerer und die beiden haben ausgemacht, dass ich in der Zimmerei anfange und mir hat’s gleich am ersten Tag Spaß gemacht. Ab 1973 habe ich meine Zimmerer-Ausbildung gemacht, anschließend meinen Meister und unterrichte seit 1984 am BTZ.
Außerdem engagierten Sie sich als Fachgruppenleiter, Gemeinderat und im Prüfungs- und Berufsbildungsausschuss des LIV. Was war Ihre Motivation?
Die Fachgruppe Zimmerer der Handwerkskammer für Schwaben habe ich 20 Jahre lang geleitet und mir war es wichtig, dass wir als Zimmerer zusammenhalten, diskutieren – aber nicht streiten. Im Prüfungs- und Berufsbildungsausschuss fand ich es spannend zu sehen, wie es mit der Zimmerer-Ausbildung weitergeht. Zwölf Jahre war ich auch Gemeinderat, denn ich wollte daran mitwirken, wie sich die Gemeinde entwickelt, in der ich aufgewachsen bin.
Ihre Region haben Sie und Ihre Azubis auch mit besonderen Bauwerken aus Holz geprägt. Worauf sind Sie besonders stolz?
Wir haben natürlich viele Spielhäuser für Kindergärten gebaut, aber auch eine Brücke im Zoo Augsburg, den Dachstuhl der Kapelle in Benzheim, eine Kegelbahn im Schwäbischen Bauerhofmuseum Illerbeuren, ein Wegekreuz in Oberjoch oder einen chinesischen Pavillon für die Landesgartenschau in Memmingen.