"Warum fordert Autoindustrie mit Milliardengewinnen Staatshilfe?“
In der Corona-Lage fordert die Autoindustrie, dass die Politik staatliche Kaufprämien für Autos einführt. Zimmermeister Volker Heinrich aus Weißensberg (Landkreis Lindau) wehrt sich vehement dagegen. Er kritisiert, dass die Industrie gegenüber dem Handwerk oftmals bevorzugt wird.
Forderung nach Staatshilfen - gleichzeitig werden Dividenden ausgeschüttet
Was die Automobilindustrie fordert, ärgert ihn unglaublich: „Einerseits schüttet BMW gerade Dividenden an seine Aktionäre aus. Gleichzeitig fordert die Autoindustrie, dass der Staat Kaufprämien für Autos finanziert. Das ist doch der Gipfel der Unverschämtheit!“
Als Unternehmer mit zehn Mitarbeitern, Gemeinderat und stellvertretender Obermeister der Zimmerer-Innung Lindau sagt er: „Ich kann auch die Erklärung des BMW-Vorstands nicht nachvollziehen, dass diese Ausschüttung rückblickend für 2019 zu sehen ist.“
BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse verteidigte die Dividendenzahlung mitten in der Corona-Krise damit, dass sein Konzern 2019 mit einem Gewinn von rund sieben Milliarden Euro vor Steuern abschloss, berichtet das Handelsblatt.
Zimmermeister Volker Heinrich fragt sich dazu: „Wie kann es sein, dass die Autoindustrie mit Milliardengewinnen trotzdem Hilfe vom Staat beantragen kann?“
Finanzeinbußen in der Zimmerei: „Ich habe mit den Gewinnen aus 2019 gewirtschaftet“
Bereits in der Wirtschaftskrise 2009 war das der Fall: „Da gab es auch schon eine Abwrackprämie und jetzt wird das Gleiche gefordert!“
Auch Heinrich hatte am Anfang des deutschlandweiten Lockdowns finanzielle Einbußen, denn: „Uns wurde eine Dachsanierung abgesagt. Das bedeutete zwei Wochen keine Arbeit und zwei Drittel weniger Umsatz als geplant in dem Monat.“
Doch er versuchte, diesen Einbruch ohne Staatshilfen zu überbrücken: „Meine Mitarbeiter haben ihre Überstunden abgebaut und ich habe mit den Gewinnen aus dem vergangenen Jahr gewirtschaftet. Das sollte die Autoindustrie auch.“
„Wenn ein Handwerker so eine Schummeltour abgezogen hätte, könnte er zusperren!“
Die Auto-Kaufprämien hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar vorerst abgelehnt, auch wegen massiven Widerstands von Umweltschützern. Eine endgültige Entscheidung soll erst im Juni fallen.
Aber Volker Heinrich bleibt skeptisch: „Dann gibt es vielleicht keine Kaufprämie, sondern irgendeine andere staatliche Finanzhilfe für die Autoindustrie!“
Insgesamt sieht er die Automobilbranche oft von der Politik bevorzugt: „Da kommt erst die Industrie, dann das Handwerk.“ Ein Beispiel sind etwa die Abgasskandale, unter anderem der deutschen Automarken: „Wenn ein Handwerker so eine Schummeltour abgezogen hätte, dann könnte er zusperren! Aber die Autoindustrie-Bosse haben ihre Boni weiter bekommen. Und wenn Sie doch gehen müssen, bekommen sie eine große Abfindung.“