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Zimmermeister Leopold Göring arbeitet im Holz-Bauwagen
In einer Serie stellen wir außergewöhnliche Zimmerer/-innen vor. Dazu zählt auch Leopold Göring (39). Er ist Obermeister der Zimmerer- und Holzbau-Innung Starnberg und arbeitet in einem Bauwagen-Büro aus Holz. Außerdem versteht er sich als „Holzbau-Lobbyist im Landkreis Starnberg“.
Der Bauwagen von Zimmermeister Leopold Göring aus Starnberg erinnert an den einstigen Löwenzahn-Moderator Peter Lustig. Auch Göring hat einen Teil seines Arbeitsplatzes in den Bauwagen in seinem Garten verlegt: „Die Lüftlmalerei an den Fenstern hat meine heute 98 -jährige Oma übernommen.“
Sein Wohnhaus ist nur wenige Meter entfernt, darin hatte die vierköpfige Familie keinen Platz mehr für ein Arbeitszimmer. Doch seine "Holzbude" gefällt Görings Kunden: „Bei Gesprächen lade ich sie gerne ein und die meisten sagen: Mei, ist des schön hier.“
„Ich habe schon als Kind kleine Radlader aus Holz und Baumhäuser gebaut“
Aber er arbeitet nicht nur in seinem Bauwagen-Büro, sondern ist auch auf Baustellen unterwegs: Am Starnberger See baut sein Team etwa Stege, Sonnensegelhalter und modernisiert Bootshäuser.
Eine schöne Aufgabe, denn: „Ich wollte schon immer draußen arbeiten“ - ein Grund dafür, warum Leopold Göring Zimmerer wurde. Er erinnert sich: "Als Jugendlicher war ich mit meinem Vater im Ausbildungszentrum München und habe eine Mappe über die Zimmerer-Ausbildung in die Hände bekommen."
Und: „Da hab ich mir gedacht: Top, das mach ich. Denn ich habe schon als Kind kleine Radlader aus Holz gebaut und Baumhäuser sogar in sechs Metern Höhe“, sagt er lachend.
Anschließend wurde er selbstständiger Zimmermeister und in den Wintermonaten bereiste er die Welt: „Vor allem die asiatischen Länder, wie Bali, Thailand, Vietnam und Laos. Dort habe ich auch meine Frau aus England kennengelernt.“
Außerdem war er mit 25 Jahren in Australien: „Von damals weiß ich, wie junge Backpacker auf den Farmen ausgenutzt werden.“
Leopold Göring wirbt für Zimmerer-Ausbildung: „Erst Kohle, dann Känguru“
Deshalb startete er im vergangenen Jahr den Aufruf „Erst Kohle, dann Känguru“. In Zeitungsinterviews erklärte Göring, wie Abiturienten nach einer Zimmerer-Ausbildung in Down Under durchstarten: „Der Staplerführerschein wird in der Lehre bezahlt, der nutzt einem in Australien wirklich. Dann muss man nicht als Kirschenpflücker arbeiten.“
Immer wieder setzt er sich öffentlich für seinen Berufsstand ein: „Ich verstehe mich als Holzbau-Lobbyist im Landkreis Starnberg“, lacht er: „Ich habe mir zum Beispiel den Email-Verteiler des Stadtrats heruntergeladen und schicke den Kommunalpolitikern immer wieder Infos zum Holzbau.“
„Wenn wir die Lehre nicht bekannter machen, fehlen uns in Zukunft die Fachkräfte“
Als Obermeister liegt ihm außerdem die Zimmerer-Ausbildung am Herzen: „Deshalb bin ich auch in der Innung: Denn wenn wir die Ausbildung nicht bekannter machen, fehlen uns in Zukunft die Fachkräfte.“
In der Innung schätzt er zudem den Kontakt zu anderen Betriebschefs: „Wir können nur gemeinsam etwas voranbringen. Wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht, fehlt uns der Einfluss bei politischen Debatten, zum Beispiel über Fachregeln.“
Aber nicht nur in der realen Welt wirbt Göring für das Zimmererhandwerk. Sein Unternehmen präsentiert er auf Facebook und Instagram. Auch für die Zimmerer- und Holzbau-Innung Starnberg hat er eine Facebook-Seite angelegt, denn: „Dadurch erreichen die Informationen noch mehr Menschen.“
Bei so viel Engagement bleibt nur noch wenig Freizeit, betont Göring: „Aber wenn ich Zeit habe, dann gehe ich gerne in die Berge oder spiele mit meinen zwei Kindern“ – dann bleibt die Tür zum Bauwagen-Büro geschlossen.
Weitere Infos:
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