| Beruf & Bildung, Innung
„Zimmermeisterin zu sein, ist für mich der schönste Beruf!"
Sieglinde Kammerl-Eibl wurde 2017 als erste Frau in Bayern mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet. Anlass dafür war: Sie hatte vor 35 Jahren ihre Meisterprüfung gemacht und war seither selbstständig oder in leitender Stellung als Meisterin in der familieneigenen Zimmerei in Frauenberg (Landkreis Regensburg) tätig.
Heute kommt sie immer noch ins Schwärmen, wenn sie über ihren Beruf spricht: „Für mich ist Zimmermeisterin zu sein der schönste Beruf!“
„Ich war als Kind bei meinem Papa auf der Baustelle dabei und das hat mich fasziniert“
Sie möchte junge Frauen dafür begeistern Zimmerin zu werden. Denn: „Das Zimmererhandwerk bietet viel Abwechslung im Arbeitsalltag. Und am Ende eines Arbeitstages wird man belohnt, zum Beispiel mit einem fertigen Dachstuhl oder einer glücklichen Baufamilie, die mit uns ihren Traum vom Eigenheim verwirklicht.“
Für Sieglinde Kammerl-Eibl war schon früh klar, dass sie Zimmerin werden möchte: „Ich war als Kind bei meinem Papa auf der Baustelle dabei und das hat mich sehr fasziniert und geprägt.“ Also begann sie 1976 ihre Ausbildung.
Danach absolvierte sie die Prüfung zur Zimmermeisterin. Und mit nur 23 Jahren, als ihr Vater Johann Kammerl überraschend verstorben war, ist sie in die Geschäftsführung der familieneigenen Zimmerei eingestiegen.
„Als selbstbewusste Frau sollte man den Mut haben, Kollegen um Hilfe zu bitten“
Anfangs zeigte sich die Männerwelt auf der Baustelle etwas skeptisch gegenüber der jungen Zimmerin, erinnert sie sich: „Natürlich musste ich erst einmal beweisen, dass ich etwas kann. Aber das muss jeder, wenn er bei einer neuen Arbeitsstelle anfängt."
Und sie betont: "Das Zimmererhandwerk bietet für Frauen und Männer jede Menge Spannendes und viele verschiedene Möglichkeiten."
Bei der körperlichen Arbeit auf dem Bau haben Frauen zwar manchmal kraftmäßige Nachteile, aber: "Mit den Jahren sind immer mehr Hilfsmittel auf der Baustelle eingezogen, um das zu kompensieren“, erklärt Sieglinde Kammerl-Eibl. Ihr Tipp: „Als selbstbewusste Frau sollte man den Mut haben, Kollegen auf dem Bau um Hilfe zu bitten.“
Ihre positive Einstellung zu ihrem Beruf versucht sie auch künftigen Handwerkern aus dem Berufsgrundschuljahr an der Berufsschule Regensburg mit auf den Weg zu geben.
Dort unterrichtet Kammerl-Eibl seit rund 16 Jahren die Grundlagen im Zimmererhandwerk, zum Beispiel wie verschiedene Dachkonstruktionen oder Zapfenverbindungen hergestellt werden.
Denn in den vergangenen Jahren ist die Arbeit auf der Baustelle für Sieglinde Kammerl-Eibl in den Hintergrund gerückt und ihr Schwerpunkt liegt in der Organisation und Büroarbeit: „Mein Anspruch an das Berufsleben hat sich mit den Jahren geändert und unser Beruf macht es möglich das Aufgabenfeld entsprechend anzupassen."
„Durch die Innung bleibt man in Kontakt mit anderen Zimmereien"
Mittlerweile hat die Unternehmerin den Familienbetrieb an die dritte Generation, ihren Sohn Christian Eibl, übergeben und steht ihm weiterhin mit Rat und Tat zur Seite.
Und weil das der Powerfrau immer noch nicht reicht, ist sie Vorsitzende der Unternehmerfrauen in der Oberpfalz und Mitglied der Fachgruppe Zimmerer in der Bauinnung Regensburg.
Ihre Motivation dahinter: „Durch die Innung bleibt man in Kontakt mit anderen Zimmereien. Außerdem bietet der Zimmererverband Weiterbildungen in verschiedenen Bereichen an und dort bekomme ich Hilfe, wenn ich Fragen zu neuen Normen oder rechtlichen Angelegenheiten habe.“
Und wenn Sieglinde Kammerl-Eibl doch einmal genug hat vom Zimmerei-Alltag, setzt sie sich aufs Motorrad: „Mein Mann und ich machen hauptsächlich Tagesauflüge, oft sind wir im Bayerischen Wald unterwegs. Wir haben aber auch schon eine Tour entlang der Route 66 in Amerika gemacht, an die wir uns immer gerne erinnern!“
Weitere Informationen: