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„Zufriedene Azubis sind die beste Werbung“
Während einige Zimmereien um Nachwuchskräfte kämpfen, kann sich die Frank Zimmerei und Holzbau GmbH & Co. KG aus München nicht beklagen: Neun Azubis werden aktuell in dem Innungsbetrieb ausgebildet. Geschäftsführer Bernhard Kilmarx erklärt im Interview, wie sich junge Menschen vom Zimmererhandwerk begeistern lassen.
Herr Kilmarx, aktuell bildet ihr neun Lehrlinge aus. Ist das ein Ausnahmejahr?
Bernhard Kilmarx: „Wir beobachten da ein stetiges Wachstum, was mich sehr freut. Vor fünf Jahren hatten wir noch fünf Azubis, vor zwei Jahren waren es sieben und jetzt eben neun Lehrlinge. Auch für nächstes Jahr sind wir schon vollbelegt und bekommen wieder drei Azubis, dann ist zum ersten Mal auch eine Dame dabei, was uns total freut"
Woran liegt der Erfolg?
„Wir machen schon recht viel, was die Azubi-Gewinnung betrifft. Klar, wir schalten Werbung in der Zeitung und im Internet, auf unseren Baustellen hängen Banner mit unserem Firmennamen und wir präsentieren uns auf unserer Website, Facebook und Instagram.
Außerdem hält Geschäftsführer Stefan Frank an der Montessori-Schule Dachau immer wieder Vorträge über das Zimmererhandwerk. Ich bin jedes Jahr bei einem Berufsinfoabend an der Mittelschule Allach. Da versuchen wir auch, zwischen den anderen Ausbildungsständen herauszustechen, wobei das Handwerk da eher mau vertreten ist"
Und wie klappt das?
„An unserem Stand sind immer einige Azubis mit dabei und ‘es rührt sich was‘. Sie schneiden zum Beispiel mit der Handsäge einen Balken ab, schnitzen etwas oder stellen Zapfenverbindungen her. Den interessierten Schülern kann man damit zeigen: Schaut her, da steckt mehr dahinter, eben Liebe zum Handwerk"
Was zählt noch, um Lehrlinge zu gewinnen?
„Wer Azubis sucht, muss natürlich auch Praktika anbieten. Im Durchschnitt haben wir etwa 40 bis 50 Praktikanten im Jahr – da sind auch potenzielle Azubis dabei. Und die beste Werbung ist natürlich, wenns den Lehrlingen bei uns gutgeht, dann erzählen sie das nämlich auch ihrer Familie und ihren Freunden - und die Mundpropaganda läuft von ganz allein! Auch unsere aktuell neun Azubis haben uns über unsere Website oder durch Erzählungen von Freunden gefunden“
Außerdem tun Sie einiges dafür, damit es ihren Azubis gutgeht…
„Ja, wir organisieren zum Beispiel Lehrlingsausflüge ins Leimholzwerk, haben einen Lehrlingssprecher und unseren Lehrlingsbeauftragten Paul Stieglbauer, der ein offenes Ohr für die Azubis hat und wir führen Projekte durch, bei denen die Auszubildenden in Kleingruppen etwa ein Vogelhaus oder einen Maschinenschrank bauen.
Alle zwei Wochen gibt es eine Lehrlingsbesprechung, bei der sowohl Azubis als auch Ausbilder sagen, wo gerade der Schuh drückt. Wichtig ist, dass der/das Lehrbub/-madl nicht nur mitläuft, sondern, dass man den jungen Menschen auch zuhört. Sie sind schließlich unsere Zukunft!“
Und welche Herausforderungen gibt es bei so vielen Auszubildenden?
„Die gibt’s natürlich tagtäglich. Aber wie gesagt ist es wichtig, dass man ein offenes Ohr hat – zum Beispiel für diejenigen, die Probleme in der Ausbildung oder privat haben, etc. – dann fühlen sich die Azubis auch wertgeschätzt“